Der Weg des Erwachens

Höre auf Böses zu tun,
Wende dich dem Guten zu,
Läutere Herz und Geist:
Dies ist die Lehre des Buddha.
Dhammapada, 183

Die Lehre Buddhas ist in der Essenz ein Weg innerer Transformation, der aus dem Leiden hinaus zum Erwachen und zur Befreiung führt. Denn, Leiden, Stress und Unglück entstehen nicht zufällig, sondern sie sind immer das Resultat von Ursachen. Und in dem Mass, wie wir die Ursachen des Leidens im eigenen Geist erkennen, können wir beginnen, unser Leben bewusster zu leben und zu gestalten. Indem wir den Weg gehen, können wir zu unserer eigentlichen Natur aufwachen und unsere Ungetrenntheit von allem Leben erkennen.

Dieser Weg, der zur Befreiung vom Leiden führt, besteht nicht nur aus formeller Meditation, sondern beinhaltet eine ethische Ausrichtung und das aktive Bemühen, weder uns selbst noch andere Wesen durch unser Tun zu absichtlich zu schädigen. Im Gegenteil, wir kultivieren bewusst die positiven, heilsamen Tendenzen wie Mitgefühl, Grosszügigkeit, Geduld etc. im eigenen Geist und im Tun.

Das ethische Handeln ist eine wichtige Grundlage für die Meditationspraxis. In der Meditation kultivieren wir Qualitäten von Herz und Geist wie etwa Ruhe, innere Freude oder Sammlung und damit die zunehmende Fähigkeit, von inneren Zwängen und Gewohnheiten freier zu werden. Wir gewinnen die Möglichkeit, unser Leben absichtsvoller und gemäss unseren tiefsten Werten zu gestalten.

Die Kultivierung des Geistes in der Meditation ist ihrerseits die Voraussetzung für die Entfaltung von Weisheit und Mitgefühl. Mit zunehmender Praxis vertieft sich unser Verständnis der Natur der Phänomene und führt zu immer tieferem Loslassen. Wir lernen, jede Situation mit Gleichmut, Liebe und Verstehen anzunehmen und weise damit umzugehen. Befreiung, Erwachen oder Nirvana weisen auf den vollkommen befreiten Geist hin, der an nichts mehr festklammert, sondern der frei von Illusionen und Anhaftungen ist. Diese Praxis dient nicht nur uns selbst, sondern auch dem Wohl aller Wesen.

Vipassana-Meditation

Die Vipassana-Meditation ist eine Form der Meditation, die durch das Kultivieren des Geistes zu tiefer Einsicht in die Natur der Dinge und zu innerer Freiheit führt. Ursprünglich aus der Theravada-Tradition stammend, gelangte diese Meditationsform in den 70er-Jahren aus Indien, Burma und Thailand in den Westen und hat sich hier unter diesem Namen «Vipassana» etabliert und verbreitet.

Das Wort Vipassana bedeutet auf Pali «Hellblick» oder «Klarblick». Gemeint ist damit ein tiefes, intuitives Erkennen der Natur aller Phänomene, welches uns ermöglicht, inmitten der Wechselfälle des Lebens Frieden und inneres Glück zu finden. Durch ein tiefes Erkunden unserer Erfahrung in der Meditation beginnen wir allmählich zu erkennen, dass alle Phänomene, die wir erleben, vergänglich und flüchtig sind, dass sie interdependent, also leer von einer festen Identität, sind und dass sie letztlich keine bleibende Befriedigung geben können. Dies ermöglicht es uns, sowohl schönen als auch schwierigen Erfahrungen mit mehr Gleichmut zu begegnen, weniger an Menschen und Dingen anzuhaften und mit mehr Leichtigkeit und innerem Frieden zu leben, im Wissen um diesen ständigen Fluss des Lebens.

Diese Praxis kommt letztlich nicht nur uns selbst zugute, sondern allen Wesen, die direkt oder indirekt mit uns in Berührung kommen. Wir können sogar – wie im Mahayana-Buddhismus betont wird – bewusst die Absicht damit verbinden, diese Übung für das Wohl aller Wesen zu praktizieren.

Mögen alle Wesen glücklich und im Frieden sein!

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